Diktate üben muss nicht öde sein!

Mein Sohn schreibt seit einiger Zeit Diktate in der Schule, sodass wir diese möglichst unter der Woche in unseren Alltag mit einbauen und üben müssen. Du kannst dir vorstellen, dass sich seine Begeisterung oft in Grenzen hält und er sich eher unmotiviert und launisch statt motiviert und optimistisch ans Werk macht. Nun ja, ich habe zu Hause fünf Methoden eingeführt, die das Lernen so individuell und spannend machen wie nur möglich … und ich freue mich, wenn du daraus die für dich und dein Schulkind passende Lernoption findest.

Das solltest du über Diktate wissen

Während das eine Kind bereits mit 7 Monaten laufen kann, geht der nächste seine ersten Schritte erst ein Jahr später – so ist das auch mit der Rechtschreibung. Jeder lernt in seinem Tempo. Mein Sohn zum Beispiel hat die Laute durch das in der KITA integrierte Würzburger Sprachprogramm schnell erlernt und durch richtige Buchstaben in Worte gefasst. Die Übung, die das Diktieren mit sich brachte (das Hören) war genau sein Ding.

Hat er mal Rechtschreibfehler gemacht, so haben wir diese gleich berichtigt und die Korrektur auch erklärt. Für ihn war es immer wichtig, direkt zu verstehen, warum ein Wort entsprechend geschrieben wird und nicht auch anders geschrieben werden kann. Schnell hat er also Wortstämme verstanden und sich den Plural oft durch Verständnis hinzugedichtet. So konnte es unmöglich „Beume“ heißen, denn der Wortstamm „Baum“ gibt ja mit dem Vokal bereits die richtige Schreibweise vor.

Mutter übt Diktate mit Grundschüler.
Mein Tipp: Besprich die Fehler deines Kindes immer direkt und versuche diese bestmöglich und verständlich zu erklären.

Die Länge und der Inhalt der Diktate waren zu Hause beim Üben entscheidend. Hätte ich langweilige oder gar zu lange Texte herausgesucht, so wäre er schnell desinteressiert und unkonzentriert gewesen. Mit witzigen Geschichten konnte ich ihn bei Laune halten und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dabei habe ich oft einen Text zwischen 50 und 80 Wörtern gewählt – denn wie gesagt: weniger ist in diesem Fall definitiv mehr.

In diesem Schuljahr habe ich mir aber etwas Besonderes ausgedacht. Statt wie im vergangenen Jahr die Diktate am Esstisch vorzulesen und darauf zu warten, dass er die Sätze nach meinem Pausen nachschrieb, habe ich mir fünf neue Möglichkeiten überlegt, ihn weiter zu fordern. Ich wollte, dass das Diktat einen festen Platz in unserem Alltag bekommt, aber weniger nach Lernen und mehr nach Spaß aussieht … und ich denke, es ist mir mit diesen fünf Methoden gelungen.

#1 Höhlen-Diktat

Lange Zeit stand im Spielzimmer meiner beiden Kinder eine große dunkle Höhle aufgebaut. Die Schreibtische wurden zusammengestellt, die Decken darüber drapiert und die Vorhänge zugezogen. Schön dunkel musste es sein in der „Muakamole-Station“. (Frag mich bitte nicht, was das heißen soll – so haben die beiden diese dunkle Kabine getauft.) Statt Jebba also an den Esstisch zu bitten, um dort das Diktat schreiben zu lassen, habe ich ihm einen Stift und einen Zettel in die Höhle gereicht, ihm eine Taschenlampe in die Hand gedrückt und begonnen, das Diktat Stück für Stück vorzulesen.

Mein Höhlen-Diktat ging in etwa so:

Meine Augen sind schwer. Ich bin müde und möchte nun schlafen. In meinem Zimmer fliegt noch ein Insekt herum. Diese Mücke hält mich wach. Irgendwann findet sie hoffentlich auch ein Schlafplätzchen. Dann können wir beide einschlafen. Was Mücken wohl in der Nacht träumen? (43 Wörter)

#2 Flüsterdiktat

Mutter diktiert Kind am Schreibtisch ein Dikat.
Diktate üben kann auch ein Spiel sein – zum Beispiel mit einem Flüsterdiktat, bei dem Jebba auch die Ohren spitzen muss 😉

Ich würde behaupten, dass jede Mutter diese eine Szene mindestens ein Mal in der Woche erlebt: Man ruft die Kinder zum Duschen zusammen und keiner reagiert. Flüstert man aber, dass sie ein Eis essen dürfen, kommen sie direkt angerannt. Ein Phänomen, dieses selektive Hören.☺  Diese Erkenntnis wollte ich doch direkt nutzen und habe mit Jebba vereinbart, dass er doch bestimmt Fehler macht, wenn ich ganz leise vorlese. Völlig ehrgeizig und motiviert machte er sich direkt ans Werk.

Dieses Flüsterdiktat gefiel Jebba gut:

Meine Mama hat im Februar Geburtstag. Meine Schwester auch. Die eine ist ein Wassermann und die andere jedoch ein Fisch. Wenn ich ein Skorpion bin, dann habe ich entweder im Oktober oder im November Geburtstag. Wenn ich groß bin, müsste ich nach Köln ziehen, denn meinen Geburtstag feiert man dort sehr groß. Errätst du, wann ich Geburtstag habe? (58 Wörter)

#3 Schnitzeljagd-Diktat

Abends saß ich neben meinem Sohn, der plötzlich den Tag in kurzen knappen Sätzen zusammenfasste. Aus dem Nichts kamen diese Fakten, abgehackt und zusammenhanglos. Ich brachte ihn also später zu Bett und recherchierte, was dies nun für eine Erzählform sei, warum manche Kinder Tatsachen und Erlebnisse ausschmücken und andere die harten Fakten völlig emotionslos im Kern nennen.

Ich bin auf kein wirkliches Ergebnis gestoßen und habe mir stattdessen seine Erzählform zu Herzen genommen und ebenfalls kurze knappe Sätze auf unterschiedliche Zettel geschrieben und diese in der ganzen Wohnung versteckt. Nach und nach fand er die Zettel und kopierte die Sätze auf sein Diktat-Blatt.

Bemerkenswert fand ich, dass wir anschließend über meine Sätze redeten und tiefgründige Gespräche führten. Aus den emotionslosen Sätzen des Vortags entstand so ein wahnsinnig schönes und bedeutungsvolles Gespräch. Jetzt bist du sicherlich neugierig, welche Sätze diese Wirkung hatten, oder? Das verrate ich dir:

Morgens werden wir liebevoll von Mama geweckt. Um Viertel vor sieben zieht sie die Gardinen auf. Ich mache mich im Bett groß und strecke mich. Der Kaffee duftet bereits bis ins Kinderzimmer. Am liebsten esse ich morgens Müsli mit frischen Früchten. Anschließend gehe ich duschen und putze mir die Zähne. Ist es draußen kalt? Ich ziehe mich entsprechend an. Meine Brotdose verstaue ich in meinem Ranzen. Meine Trinkflasche stelle ich in die Seitentasche. Heute wird ein toller Schultag! (78 Wörter)

#4 Laufdiktat

Diesen Begriff habe ich erst gelernt, als Jebba zur Schule kam (zuvor konnte ich mir unter einem Laufdiktat nur schwer etwas vorstellen). Doch als mein Sohn mir das dann zu Hause vorführte, fiel der Groschen. Die einzelnen Sätze des Diktats schrieb ich auf unterschiedliche Zettel und schmückte damit verschiedene Wände unserer Wohnung.

Er lief in die eine Ecke, merkte sich den Satz und schrieb ihn am Schreibtisch auf das Diktat-Blatt. Er lief zur nächsten Ecke und vervollständigte so nach und nach das Diktat. Der Vorteil bei dieser Methode war, dass er sich die Sätze und ihre Schreibweise merken und etwas zeitversetzt aufschreiben musste. Ebenfalls ist das eine Diktat-Möglichkeit, wo man als Elternteil nicht zwangsläufig dabei sein muss. Die einzige Regel ist, dass das Diktat-Blatt auf dem Tisch liegen bleiben und nicht mitgeführt werden darf.

Auf dem Schulweg duftet es an der Ecke zur Hauptstraße nach frischem Brot. Wenn ich Schulschluss habe, dann kaufe ich mir hier eine Kleinigkeit.Ich habe in meiner Tasche immer ein paar Münzen, falls der Hunger groß ist. Heute wäre mir nach einer Laugenstange oder vielleicht doch lieber einem Käsebrötchen? Ich kaufe heute zwei Laugenstangen, denn ich möchte meiner Schwester eine Freude machen. Zusammen sitzen wir nun am Esstisch und vernaschen unseren kleinen Snack. (74 Wörter)

#5 Partner-Diktat

Häufig nehmen wir Klassenkameraden und Freunde mit nach Hause und tatsächlich setzen sie sich allesamt ohne Murren und Knurren an den Schreibtisch und machen zunächst einige Minuten Hausaufgaben. Ich setze mich manchmal dazu, um aufkommende Fragen zu beantworten oder generell zu unterstützen. Seit der dritten Klasse müssen sie natürlich auch für die Wochen-Diktate üben und so kamen sie zu mir und fragten, ob ich helfen könnte. Da ich aber gerade mit beiden Händen einen Pizzateig knetete, schlug ich vor, dass sie es sich doch gegenseitig vorlesen könnten. Gesagt, getan.

Während der eine die Sätze laut und langsam vorlas (und so insgeheim ja auch schon übte :-), schrieb der andere mühsam die gesprochenen Worte auf. Anschließend wechselten sie die Positionen. Eine wirklich effektive Lernmethode, wie ich finde.

Hier das Beispiel eines Partner-Diktats:

Am Abend freue ich mich auf das Bett. Papa liest uns dann immer eine Geschichte vor. Anschließend kommt auch Mama dazu und wir meditieren. So entspannen wir unseren Körper und Geist. Die Fantasiereise beginnt oft in einem magischen Land. Ich mag das das Regenbogenland am meisten. Mein Bruder geht lieber auf eine kleine Entdeckertour im Meer. Doch am Ende sind wir alle ruhig und entspannt. Ich freue mich auf meinen Traum. (71 Wörter)

Diktate-Bögen zum Ausschneiden und Üben.
Für alle PAIDIs World Familien habe ich die hier vorgestellten 5 Kurz-Diktate als Ausschneidebogen zum Download vorbereitet.

Ich hoffe, diese fünf Lernmethoden helfen dir in deinem Alltag und beim Diktate üben weiter.

Vielleicht hast du ja auch noch einen weiteren Tipp, den auch ich noch einmal probieren und integrieren kann?

Lass es mich doch gerne auf den PAIDI Social Media Kanälen (Facebook oder Instagram) in den Kommentaren wissen!

Jetzt Kurz-Diktat-Vorlagen downloaden!

Liebste Grüße

Julia von Mama schreibt ‘ne Liste

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