Schau mal, wie süß!

Die hübschesten Kinder sind die eigenen. Sie machen einen stolz und sind das Tollste, das wir Eltern womöglich jemals leisten werden. Kein Wunder, dass wir mit ihnen prahlen und jedem, der es nicht sehen will, zeigen, dass wir die schönsten, außergewöhnlichsten, süßesten Geschöpfe dieser Erde im Hause haben. Eine Art Selbstdarstellung, wenn man es so will.

Deshalb kann man wohl verstehen, dass viele Eltern ihre Kinder im Netz promoten und herzeigen möchten.

Wie ich dazu stehe und was ich davon halte, kann ich ganz schwer für mich selbst definieren und noch schwieriger in Worte fassen. Trotzdem habe ich mich nun mal damit auseinander gesetzt und mich auch mit meinem Mann darüber unterhalten.

Auch ich, als stolze Mama, möchte andere an meinem Leben (und das sind meine Kinder eben) teilhaben lassen – und, ja, ich gebe es zu, auch ein wenig angeben.

Es sehen viele Menschen die Bilder, die ich hier zeige. Und nicht alle Menschen meinen es gut. Das haben wir schon als Kinder von unseren Eltern gelernt bekommen. Und auch schockierende Dinge aus den Nachrichten erreichen uns immer wieder.

Bilder vom Kind im Netz? Ja – aber bitte so, dass sie nicht zu erkennen sind …

Dass das Internet ein gefährlicher Ort sein kann, ist unbestritten und ein anderes Thema. Natürlich spielt das in die Entscheidung, seine Kinder zu zeigen oder auch nicht, definitiv mit rein.

Ich habe meinen Sohn schon auf Fotos im Internet gezeigt. Ich war und bin noch immer unschlüssig, wie ich selbst dazu stehe. Mittlerweile zeige ich meine beiden Kinder nur noch von hinten oder eben so, dass man sie nicht richtig erkennen kann. Eigentlich darf ich ihnen das Recht, selbst zu entscheiden, was von ihrem Leben in Form von Bildern preisgegeben wird, nicht nehmen. Denn das ist ja das ganze Ding. Es ist ihr Leben und nicht meins. Wenn sie auch einen großen Teil meines Lebens ausmachen.

Eltern zeigen ihre Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen im Netz her. Je öffentlicher, desto gefährlicher, würde ich behaupten. Denn sobald das Bild im Netz ist, dreht es die Runde. Jeder kann das Bild herunterladen und damit anstellen, was er möchte. Und wer will schon, dass das Gesicht seines Kindes in Artikeln wie „12 Gründe, keine Kinder zu bekommen“ auftaucht oder auf irgendwelchen Werbeprodukten?

Und mal ehrlich, wer achtet schon auf die Lizenzangabe seiner Bilder? So ist es auch noch völlig legal, diese Bilder zu nutzen. Jippieh, mein Kind wird berühmt … Andere verpixeln die Gesichter ihrer Kids oder packen lustige Smileys drauf. Das finde ich schon fast etwas fies.

Ich möchte keine Ratschläge erteilen und auch nicht verurteilen. Das steht mir nicht zu, denn wie gesagt habe ich selbst auch schon meine Kinder im Internet gezeigt. Natürlich weiß ich nicht, ob die Kinder das irgendwann mal „mega peinlich“ finden und sich auch dafür schämen, was ihre beinahe schamlose Mama im Netz alles erzählt und preisgibt. Oder aber kommt Mika irgendwann mal zu mir und fragt: „Mama, warum hast du eigentlich nie Bilder von meinem Gesicht gepostet, sah ich so schlimm aus?“ Mag ja sein, dass all das in 15 Jahren völlig normal geworden ist. Das ist es ja zum Teil jetzt schon.

Und so habe ich begonnen, jedes Mal erst darüber nachzudenken, ob das für meine Familie (sprich: meinen Mann und meine Kinder) auch in Ordnung sein könnte, wenn ich etwas veröffentliche. Ich rede bewusst nur von meiner engsten Familie. Die, die es eben betrifft und um die es unweigerlich geht. Sowohl im Text, als auch auf den Bildern.

Was der Rest der Familie sagt, zählt in dem Fall nicht. Jeder darf seine Meinung haben und diese auch kundtun, aber letztendlich muss ich selbst entscheiden, was für mich (und noch wichtiger: meine Kinder) das Beste ist. Bis die Kleinen 14 sind liegt das Recht am Kinderbild nun mal bei den Eltern. Und alle entscheiden es nach bestem Wissen und Gewissen selbst, denn ein absolutes Maß gibt es nicht. Die Grenzen sind unglaublich schwer auszuloten.

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