Den Eltern zum Trotz

Wer kennt das nicht? Tobende Kinder im Supermarkt an der Kasse oder Wutanfälle mitten auf der Straße? Jonas ist gerade in einem Alter, in dem es heißt: Grenzen austesten und seinen Kopf durchsetzen. Genau, er ist mitten in der Trotzphase :-). Und das gefühlt schon seit fast einem Jahr, was unsere Geduld ziemlich auf die Probe stellt. Es fing mit etwa eineinhalb Jahren an, dass er mir zum Beispiel plötzlich eine Flasche aus der Hand riss, weil er sich selbst einschenken wollte, was im wahrsten Sinne des Wortes dann daneben ging. Oder er forderte Eis, obwohl Frühstückszeit war. Er wollte sich nicht anziehen lassen und beim Zähneputzen machte er ebenso Theater. Beim Abendessen probte er plötzlich einen riesigen Aufstand, weil der Käse bereits auf seinem Brot lag, er ihn aber selbst drauf legen wollte und wenn man dann noch ein Stück Gurke abschnitt, war das Abendessen gelaufen, denn auch das wollte er mit dem scharfen Messer selbst in die Hand nehmen.

Ein Wutanfall, wenn das Frühstück nicht genau so zubereitet ist, wie es sein soll – in der Trotzphase ganz normal.

Durch Schreien bekomme ich meinen Willen

Als Eltern ist man oft ratlos. Manchmal sind Kinder aus unserer Perspektive ganz ohne Grund und aus heiterem Himmel trotzig. Sie können sich dann so richtig in Rage schreien und am Ende weiß keiner mehr so genau, worum es eigentlich ging.

So ist es bei uns jedenfalls. Jonas kann gerade noch bester Laune sein, da verfällt er plötzlich in einen Wutanfall. Und der kann dann schon mal bis zu 20 Minuten dauern. Das können aus unserer Sicht Kleinigkeiten sein. Vielleicht der falsche Becher oder das falsche Müsli morgens. Das Obst sollte nicht ins Müsli, sondern daneben. Der Bruder spielt mit einem Spielzeug, das Jonas gerade haben wollte, aber er hat es jetzt zuerst.

Ganz ehrlich: Es gab schon einige Situationen, in denen wir Jonas haben gewähren lassen, weil wir morgens noch zu müde waren und einen größeren Anfall vermeiden wollten oder weil wir es einfach leid waren, gegen Jonas Geschrei anzukommen. Sogar Leo, der ältere Bruder, gab oft nach, weil er das laute Schreien nicht mehr ertragen konnte. Um des lieben Friedens willen.

Ablenkungsstrategien für wütende Kinder

Nach einiger Zeit haben wir gemeinsam entschieden: So kann es nicht weitergehen! Wir wollen nicht, dass Jonas uns irgendwann auf der Nase herumtanzt und ständig seinen Willen durchsetzt. Seine Trotz- oder so genannte Autonomiephase dauert nun schon seit einiger Zeit an und wir sind mittlerweile erprobt. „Ich will Eis, ich will Süßigkeiten, ich will fernsehen, ich will kein Gemüse – mag ich nicht, ich will spielen, nicht essen usw.“ Die Liste ist endlos lang. Wenn er dann nicht seinen Willen bekommt, flippt er regelrecht aus und das vehement. Das kann zuhause, aber auch in der Öffentlichkeit sein.

Seit Jonas eineinhalb Jahre alt ist, läuft er täglich zum Kindergarten hin und zurück, manchmal fährt er auch mit seinem Laufrad. Oft ist es aber auch vorgekommen, dass er nach dem Kindergarten nicht mehr laufen wollte und ich ihn tragen sollte. In der einen Hand meine Tasche, in der anderen eine Einkaufstüte und dazu Jonas auf dem Arm? Auf keinen Fall! Ich machte ihm klar, dass dies nicht gehe, da ich die Hände voll habe und er gern an meiner Hand laufen kann. Nach drei Anfällen und Geschrei den ganzen Kindergartenweg entlang, hat er es nun aufgegeben. Und siehe da: ein Lerneffekt ist eingetreten! Er fragt nun nicht mehr und scheint Verständnis für die Situation zu haben;-). Das Argument, ich würde Rückenschmerzen bekommen, zieht auch mittlerweile.

Unser Lieblingsmittel bei akuter Motzeritis: Das Buch „Die kleine Motzkuh“, gelesen von Oma.

Also: Entweder Ruhe bewahren, Augen zu und durch oder die Kinder ablenken. Manchmal kommt man nämlich mit Erklärungen und guten Argumenten auch nicht weiter. In solchen Situationen ist Kreativität gefragt. Jonas bekam vor Kurzem morgens einen Wutanfall, weil er vor dem Frühstück keine Süßigkeit essen durfte. Ich lenkte ihn dann mit einem Buch ab – „Die kleine Motzkuh“ von Annette Langen ab. Das klappte wunderbar. Die Motzkuh kommt immer ganz unerwartet, aber Oma erkennt mit ihrer neuen Lesebrille zum Glück immer gleich den kleinen Störenfried. Das Buch eignet sich sehr gut für Kinder, die manchmal nicht wissen, wohin mit ihrer Wut ;-).

Nur eine Phase

Wir haben für uns festgestellt: Im Wutanfall hilft weder trösten, noch laut werden, noch in Ruhe lassen. Manchmal ist Ablenkung eben alles! Jedes Kind reagiert anders und Eltern müssen ihre eigene Strategie finden. Wenn Kinder aber über Monate in einer langandauernden Trotzphase stecken, müssen Eltern vor allem eins lernen: Geduldig bleiben. Das fällt mir persönlich nicht immer leicht, aber im Laufe der Zeit habe ich gelernt, mit Jonas Wutanfällen umzugehen und es wird von Monat zu Monat besser, weil er immer mehr versteht. Das tut gut. Und ich sage mir immer wieder: Es ist nur eine Phase!

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