Horrorjob Mama

Ja, ich weiß. Ausgelutschtes Thema. Aber immer wieder schockierend und aktuell für mich.

Da stellt man sich als Kind vor: „3 Kinder, das wäre schön.“ Das ist nicht zu viel, das ist nicht zu wenig. Ein gutes Mittelmaß. Dann bekommt man nichtsahnend sein erstes Kind und schon während der Schwangerschaft fragt man sich, wie Frauen früher nur ein Kind nach dem anderen gebären konnten. Kurz nach der Geburt denkt man sich dann, ein zweites sei unmöglich.

„Nix da, 3 Kinder. Da kann ich mir ja gleich die Kugel geben“, dachte ich mir, als meine Kollegin mir den gerade – aus Spaß gemachten – Schwangerschaftstest unter die Nase hält. Dauerhaft kotzend auf dem Klo zu sitzen, wie sollte ich das schaffen mit mehreren Kindern daheim? Jetzt bin ich ja schon mit einem kurz vor der Verzweiflung. Da sitze ich nun, schwitzend und würgend, zusammengekauert vor der Toilette im Bad, neben mir das lachende Kind, das soeben das gesamte Klopapier abgerollt hat.

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Mein Kind stellt mir Lego-Fallen, tritt mir in den Bauch, verspottet mich und jagt mir regelmäßig Angst ein. Kurz: Wir sind ein unschlagbares Team 🙂

Und auch nach 12 Wochen ist noch nicht Schluss. Der Parasit in mir wächst, der große Bruder auch. Mittlerweile äfft er mir schon das Vornüberbeugen-und-Mund-öffnen, gepaart mit komischen Geräuschen, nach. Super. Mein 1-jähriges Kind verspottet mich. Das kann ja noch heiter werden.

Zähne putzen, der Tag geht nun mal weiter. Ich erinnere mich, wie ich bei der ersten Schwangerschaft einfach auf der Couch lag und Shopping Queen guckte und trete auf einen herumliegenden Baustein im Wohnzimmer. „Sch****!“, rufe ich. Mika lacht, ich denke mir, was bin ich nur für eine Rabenmutter. Die Fäkalsprache sollte ich mir endlich abgewöhnen.

Ich gönne mir eine Ruhepause auf dem Sofa. Nix da, das Kind will spielen und tritt mir mit voller Kraft in den Bauch. Armer Parasit, schon jetzt musst du einiges über dich ergehen lassen. Ich weiß, wie man sich fühlt als geplagter Zweitgeborener. Zack, und schon wieder ein Vorteil am Einzelkind. Tja, zu spät.

Ich sehe es kommen. Die Sorgen, die man sich machen muss, werden nicht weniger. Jetzt bin ich schon eine recht entspannte Mutter. So gar nicht die typische „First-time-Mom“, überbesorgt und nur dem Kind hinterherrennend. Und doch stellt man sich vor, was alles passieren könnte. Sehr sinnvoll. Schön ausgeschmückt mit bildlichen Details spinnt man sich etwas zusammen. Was wäre, wenn der jetzt zwischen den Treppengittern hindurch bis in den Keller fällt? Was, wenn er das Ofengitter umgeht und sich den gesamten Körper am glühenden Ofen verbrennt? Was, wenn ich ihn genau jetzt an diesem Abgrund fallen lasse? Total bescheuert, sage ich ja.

Da gehen offenbar nicht nur ein paar Gehirnzellen flöten, sobald man sich hat schwängern lassen. Auch nach der Geburt scheinen sich noch einige zu verabschieden. Sie winken fröhlich und lassen sich nie mehr blicken. Hallihallo, Schwangerschafts-/Wochenbett-/Stilldemenz …

Apropos stillen. Das wird ja sowieso schon nervig, soweit man sich entschieden und auch die Möglichkeit dazu hat, über ein Jahr hinaus das nicht mehr ganz so kleine Kind an seiner Brust zu ernähren. Die Zähne müssen mal ausprobiert werden und auch der Sog, der aufgebaut werden kann, erinnert an ein Wellenbecken. Was ja überhaupt nicht nervt, sind die kleinen Hände, die ständig an meinen Brustwarzen spielen und sich als lästiges Einschlafritual etabliert haben. Jede Nacht fällt mir ein, „das muss jetzt abtrainiert werden“ und es beginnt ein langer Kampf, bei dem ich mich oft erschöpft geschlagen geben muss. RIP Brustwarzen, ein Hoch auf Fettcreme für die geschundenen, einst wunderschönen Brüste.

Fazit: Wir belassen es bei zwei Kindern. Offenbar bin ich nicht Mutter des Jahres. Mir egal, vielleicht gewinne ich ja mal einen Wettbewerb im Fluchen.

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