Bye, bye Baby

Bye, bye Baby

Was kann an einem Geburtstag von einem auf den anderen Tag den bitte groß passieren?! Sind wir ehrlich, eine ganze Menge: Kinder werden zu Jugendlichen, Jugendliche zu Heranwachsenden, Heranwachsende zu Erwachsenen … und ja, Babys werden zu Kleinkindern. Kein großes Ding mag man denken, das Kind bleibt ja immerhin dasselbe – ob nun Baby oder Kleinkind.

Was man als Elternteil fühlt, ist in manchen Fällen doch etwas mehr. Der Schritt vom ersten in das zweite Lebensjahr des kleinen Schatzes bedeutet immerhin auch Abschied nehmen. Abschied nehmen von der absoluten Abhängigkeit, von der Zeit, in der man als Mama die Welt für das Kind bedeutet hat, von der Illusion, dass sich der kleine Schatz nie von einem abnabeln wird und diese rosa Seifenblase Mama und Kind für immer umschließen wird.

Natürlich passiert das nicht von einem Tag auf den anderen und auch gewiss nicht zu diesem Stichtag hin, aber es wurde mir hier einfach bewusst. Henry hatte an seinem ersten Geburtstag auch zum ersten Mal richtig das Kommando übernommen. Nachdem er zu Anfang zugegebenermaßen relativ geschockt war von so viel Besuch auf seiner Spielwiese, die früher mal unsere Wohnung war, gewöhnte er sich relativ schnell an die Menschen um sich. Zwar hatten wir uns auf die engste Familie beschränkt, aber dennoch ist da so ein Wohnzimmer schnell mal sehr voll.

Auf jeden Fall genoss Henry die Zuneigung von allen Seiten und den Tag zunehmend. Abends, als ein Teil der Gäste bereits gegangen war und auch Henry kurz vor dem ins Bettgehen war, fing er dann aber plötzlich an nochmal aufzudrehen. Wahrscheinlich hatte er begriffen, dass er heute im Mittelpunkt stand, was ihm sichtlich gefiel. Er flirtete mit seinen Urgroßeltern, fing an Quatsch mit Oma und Opa zu machen und fühlte sich in der Starrolle offensichtlich pudelwohl. Ja, er wird sich seiner Wirkung auf andere zunehmend bewusst und braucht seine Mama nicht mehr so oft als feste Stütze. Dazu kommen noch die Kommentare von überall her, die einem nochmal unnötigerweise verdeutlichen, dass Henry jetzt kein Baby mehr, sondern ein richtiger Junge ist.

Mit etwas Abstand zu seinem Geburtstag finde ich den Umstand schon gar nicht mehr so schlimm. Die Zeit ist auch in solchen Fällen ein guter Freund und Begleiter. Mittlerweile geht Henry seine ersten Schritte durch die Wohnung, entdeckt dadurch ganz neue Möglichkeiten und setzt immer häufiger seinen Willen durch. Ja, er hat verstanden, wie er Mama und Papa um den Finger wickeln kann und dass auch ein böser Blick und etwas Jammern mal zum Erfolg führen kann.

Natürlich macht es unendlich viel Freude, ihn dabei zu beobachten, wie er immer selbstständiger wird. Natürlich ist es unendlich schön, dass er jetzt auch äußert, wenn ihm etwas nicht passt. Und natürlich feiern wir es, wenn er uns wieder mit ganz neuen Fähigkeiten verblüfft, die er für sich entdeckt hat.

Die Abhängigkeit fehlt einem als Mama schon ein bisschen, andererseits möchte ich die Entwicklung unseres kleinen Mannes um nichts in der Welt missen. Immerhin wird er irgendwie immer mein kleines Baby bleiben. Und vielleicht legen wir ja irgendwann nochmal nach. Dann weiß man als Mama immerhin schon mal was auf einen zu kommt, macht alte Fehler hoffentlich nicht noch einmal und weiß schonmal auf welche Hersteller man sich bei Klamotten, beim Kinderzimmer oder bei Spielzeug verlassen kann. Ich freue mich drauf.

Und ein Gutes hat der Abschied vom Babysein: Tanten und Onkel, sowie Omas und Opas übernehmen den Kleinen gerne auch mal. Mama und Papa finden nun wieder häufiger Möglichkeiten zur Paarzeit, besuchen zu zweit wieder Konzerte und gehen sorgenfrei zusammen ins Restaurant oder prosten sich bei Antipasti und Prosecco in der Stuttgarter Markthalle zu. Diese Zeit kommt also auch wieder zurück, liebe werdende und frisch gebackene Eltern –haltet durch!

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